Performance
"SPIN" (2014) VON LUDGER BRÜMMER UND BERND LINTERMANN
Rotationen, die sich über Varianten und ständige Modifikationen artikulieren, lassen sich in Spin beobachten. Dabei werden die Bilder durch einen mit Zufallsprozessen angereicherten algorithmischen Prozess generiert und in 3D gerendert.
Ähnlich verhält es sich mit dem klanglichen Material. Musikalisch ist ein Veränderungsprozess in Form von Variationen seit der Barockzeit in Gebrauch. Ein Rotationsprinzip allerdings wurde erst mit der Popularisierung der Minimal Music prominent und bildet heutzutage ein etabliertes Muster zur Generierung von Material im abstrakten Kontext: sei es im Tanz, in der bildendenden Kunst, Musik und Video. Die Synthese von 3D-Musik und 3D-Bild, beide algorithmisch generiert, ist jedoch recht selten zu finden.
18min
Für: 3D Klang und 3D Projektion
Video: Bernd Lintermann
Musik: Ludger Brümmer
"AUSSCHNITTE VON ´NO PLACE TO HIDE`" VON PAUL MODLER
„No Place to Hide“ ist der Titel eines Buches von Glenn Greenwald, das auf den digitalen Dokumenten basiert, die E. Snowden 2013 an Journalisten und Organisationen zugänglich machte. Ein Tänzer interagiert mit einem motorisiertem Lautsprechersystem, das für eine „Text-to-speech“-Software verwendet wird, die dem Publikum Ausschnitte der ASCII-Dokumente vorliest. Obwohl sich die Dokumente auf lokalen Festplatten befinden, könnten sie von externen Servern gesteuert werden, falls der Zugang gewährt oder durch alternative Herangehensweisen organisiert wird.
Der Körper als Paradigma für eine intuitive Selbst-Konzeption in Opposition zur Maschine.
Wer dient wem, wer kontrolliert wen, oder verbinden sich beide zu einem Hybridindividuum?
Oder wird es als Scheitern, Angst und Destruktion auseinanderbrechen?
Was sind die Gründe, seine Persönlichkeit vor einer detaillierten, globalen Veröffentlichung zu verstecken?
Ist Überwachung ein trivialer Aspekt und wandelt sich Privatheit zu Aufrichtigkeit zu globalem Desinteresse?
Das Werk bietet keine Antwort auf solche Fragestellungen, sondern ist stattdessen ein Experiment, um verschiedene divergierende Aspekte von Daten, Technologien und ihren Effekten auf Lebensweisen, Kommunikation und Persönlichkeit miteinander zu assoziieren.
Für: Lautsprecher, Sound Spatialisation, Text-to-Speech-System, Köper-Verfolger und Tänzer
Autoren: Glenn Greenwald, unbekannte Autoren, NSA (Nationale Sicherheitsbehörde), CIA (Zentraler Nachrichtendienst),
Tanz: D. Näger
Choreographie: M. Mandras
Sounddesign: Chemo Cœur
Konzept und Regie: P. Modler
"AUDIO MORPHING" VON DR. VESNA PETRESIN-ROBERT, RUBEDO
Digitale Technologien ermöglichen es, dass Körperinformationen - insbesondere die Morphologie und die menschliche Stimme - zu Design-Werkzeugen werden. Töne selbst können Raum unmittelbar formen.
Ausgehend vom menschlichen Körper als "Maß aller Dinge" werden wir einen alternativen Schöpfungsprozess demonstrieren, in dem intelligente, modifizierbare Objekte, die man am eigenen Körper tragen kann, direkt in 3D designt und hergestellt werden. Dabei werden Eigenschaften von VFX, Musik, Architektur, Partikel-Physik, 3D Körperscan, Modedesign, Performance-Kunst und disruptiven Medien miteinander kombiniert.
Dem Experiment liegt die Prämisse zugrunde, dass der menschlicher Körper und die Stimme ein akustisches Muster hervorbringen und ihm eine Form geben können. Der Klang ist sowohl eine musikalische Komposition als auch ein Skulptur-Werkzeug. In der Skulptur wird einer akustischen Architektur eine Form gegeben.
Objekte setzen sich aus Partikeln in einem bestimmten Feld zusammen; sie sind bei jeglichen Dispositiven von Skulptur-, Prozess- und Bewegungserschaffung eine Grundvoraussetzung.
Das bedeutet, dass jedesmal, wenn Aktionen zweier Entitäten verbunden werden, ein multidimensionales Netzwerk entsteht. Audiodaten aus einem musikalischen Werk werden Trigger für Veränderungen in einem 3D-System. Visuelle Strukturen können sich basierend auf den mathematischen Parametern einer musikalischen Komposition verändern.
Form wird zu einem System, dass in der Zeit wachsen, auf Veränderungen reagieren und sich ihnen anpassen kann.
Form ist eine dynamische Totalität sich ständig transformierender Energien.
In diesem System wird der Ton zum "primären Impuls": seine Frequenz initiiert Bewegung, Rhythmus, Muster, Struktur.
Technische Beschreibung:
Während der Live-Performance verändern Audio-Parameter in Echtzeit das 3D-Modell einer "tragbaren Skulptur"; Bestandteile sind Animationen, einem Live-Feed der Audiosignale auf eine Videoleinwand hinter einem Live-Performer auf einer Bühne.
Forschungsziele:
Der Kern unserer Arbeit sind Transformationen - von Materiellem, Immateriellem, dem Selbst.
Wir suchen Elemente, die Kulturen verbinden anstatt sie zu trennen, und bei der Suche nach archetypischen formellen Konstanten hilft uns die Wissenschaft, indem sie ermöglicht, wiederkehrende Muster in der Natur und der menschlichen Wahrnehmung zu entdecken.
Wahrnehmungsverschiebungen, Ambiguität, Illusionen, aus dem Chaos hervorgehende Muster, der Fehler im geordneten System, der Moiré-Effekte in überbelichteten Feldern erzeugt - all das ist eminent wichtig, um zu zeigen, wie wir unsere Umwelt wahrnehmen und konstruieren. Fehler und Kollaps sind Trigger der illusorischen Erfahrung, und führen den Fokus zurück zum Körper.
Es braucht das Gefühl, in einem Raum zu sein, Empathie, widersprüchliche Strukturen und ein Gefühl von Geborgenheit, um illusorische Räume und immersive Erfahrungen zu schaffen. Grenzen zwischen dem Mediiertem und dem, was tatsächlich erfahren wird, können verwischen.
Wenn alle Sinne involviert sind und mit der Umwelt verschmelzen, kann zwischen dem Werk, dem Künstler und dem Publikum kann eine unmittelbare Verbindung geschaffen werden. Dennoch kann die Erfahrung persönlich sein, und einen verändern.
Wir können Transformationsprozesse verwenden, um Prozesse in der Natur zu stimulieren; hier werden transitorische Strukturen auf allen Ebenen eines System hervorgebracht, beeinflusst von Energiefeldern und ihr eigenes Verhalten in Erwartung kommender Veränderungen anpassend. Das Resultat ist nur Teil des Prozesses, das Ganze ist mehr als die Summe der Einzelkomponenten, Konflikt kann eine Konstruktivkraft sein, und Fehler können sich als eine weitere kreative Möglichkeit entpuppen.
"DISSOLUTIO" BY DR. VESNA PETRESIN-ROBERT, RUBEDO
Rubedos Sicht auf Multimedia fußt in topologischer Theorie: Raum wird als flüssig, nicht als etwas Festes, angesehen, und der Künstler versucht, das Innen und das Außen, das Hörbare und das Sichtbare, die Bewegung und die Struktur zusammenzuführen. Körper in Bewegung erschaffen Formen und Strukturen und vereinen sich mit der Umgebung, Grenzen zwischen Künstler, Performer, Publikum, dem Modell des Künstlers und dem Hintergrund lösen sich auf.
Die Live-Performance Dissolutio ist Teil einer gleichnamigen Serie, in der Performance-Kunst durch fotografische Linsen und "Licht-Malerei" aufgezeichnet wird. In diesem Prozess erkundet der Künstler Auflösungen (dissulution) durch alchemische Transformations-Phasen. Hierbei ist er sowohl der Verwandler als auch das Verwandelte; die traditionelle Hierarchie vom Objekt über dem Hintergrund wird durch ein gleichwertiges Beziehungsgefüge in einem bestimmten Feld ersetzt.
Technische Beschreibung:
Das Set-Up beinhaltet eine Kamera mit offenem Shutter, einer bewegten, punktuellen Lichtquellen sowie die Choreografie und musikalische Komposition von Rubedo.
Der offene Shutter/die Dauerbelichtung wird aufzeichnen, was das Auge während der Live-Intervention, die einen Performer/Sänger auf der Bühne als Transformations-Medium beinhaltet, nicht sehen kann. Der zweite Performer steuert elektronische Klänge und Lichter und kreiert ein 3D/4D-Gemälde, indem er bestimmte Zonen des Körpers von dem Sänger-Performer beleuchtet. Das Gemälde wird anschließend einem post-Prozess unterzogen, damit ein pulsierendes, in Bewegung pulsierendes Standbild entsteht.
Forschungsziele:
Die Arbeit verwendet Immersion, um eine Alchemie für Sinnen und Medien, für Raum und Klang, für das Intime und das Kollektive, zu schaffen.
Unsere Materialen sind zeitbasierende Verhaltensweisen und Prozesse, von Mikro- bis zu Makrogrößenordnungen, die von multi-modaler Wahrnehmung (Synästhesie), Parktikel-Systemen und multi-modalen Daten-Netzwerken unterstützt werden. Die Live-Performance erlaubt uns, Zeit in Relation zum Raum zu erforschen, indem Klang, Bewegungsbild und Interaktion eingesetzt werden, und das Medium Fotografie ermöglicht ästhetische Investigationen aus der Welt von Elementen, die während einer Performance nicht bewusst wahrgenommen werden können. Inspiriert von Paul Klees Maxime, das Kunst das Unsichtbare sichtbar machen kann, verbildlicht die Langzeitfotografie die Choreografie von Bewegung, Licht, Radiation und Resonanz. Dies ermöglicht eine Erweiterung des Bildausschnitts als eingefroreren Moments hin zu einem vielschichten Akkumukation von Zeit in einem 2D-Medium.
Zeit wird als kontinuierlich und in Abhängigkeit des Raumes d. h. topologisch verstanden.
Auf diese Weise ermöglicht Fotografie nicht nur, mit Licht, sondern auch mit Zeit zu malen.
Was die Augen sehen können ist nicht mehr das primäre Interesse; stattdessen rückt die Kamera Empfindungen, Widersprüchlichkeiten, das Unbewusste und Unerkläre in den Vordergrund.
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